Ausstellungstafeln "1050 Jahre Burgau" im Ortsmuseum Lindengut Flawil, 2014
Erste Erwähnung
Im Januar 964 überträgt Herebrant sein „Purchouua“ gemäss einer im Beisein von 17 Zeugen verfertigten Urkunde an das Kloster
St.Gallen. „…doch will er selbst darauf wohnen, solange er lebt. Sollte er jedoch wider erwarten von seitens des
Klosters ein Unrecht erleiden, will er das Recht, das Gut im Preise von 4 Denar zurückzukaufen…“
Alemannen und Frühmittelalter
Burgau gilt als ein markgenossenschaftliches
Dorf. Die Dreifelderwirtschaft teilt das umliegende Wirtschaftsland in drei „Zelgen“ auf, die jeweils wechselnd mit Sommer- und Wintergetreide
bepflanzt werden und ein Jahr lang brach lag. Jeder Marktgenosse
besitzt auf jeder dieser drei Zelgen einen etwa gleich grossen Anteil an Ackerfläche.
1166 tritt ein Rudolfus Giel von „Gielsberg“ (bei Magdenau) als Urkundenzeuge auf. Die Familie Giel teilt sich im Lauf der Zeit in drei Linien auf, später von Glattburg (Niederglatt), ferner jene von „Helfenberg“ (bei Gossau) und jene von „Liebenberg“ (bei Uster)
Burgauer Offnung
In der Burgauer Rechtsordnung einigen sich die Gerichtsgenossen des Niedergerichts Burgau mit ihrem Gerichtsherrn, dem Ritter Rudolf IX. Giel von Glattburg, auf 114 Bestimmungen. Die Burgauer erhalten auch ein Mitspracherecht bei der Wahl des Ammanns.
Peter Moosberger und das Rathaus
Der Erbauer Ammann Peter Moosberger und seine Nachkommen stellen ihr Haus für Verhandlungen, Gerichtssitzungen und administrative Geschäfte zur Verfügung. So erhält es schliesslich im Volksmund den Namen Rathaus. Die schöne Stube im ersten Stock des Rathausvorbaus heisst Gerichtsstube.
Bau der ältesten Häuser
Beim Haus „Meierhans“ ist anzunehmen, dass das Gebäude schon vor 1690 eine Gerberei war.
In die gleiche Altersgruppe schätzt man auch die Häuser „Isenegger“ und „Wehrlin“.
Neue Staatsformen
Nach mehreren Staatsstreichen versinkt die Helvetische Republik in der Anarchie. 1803 entsteht der Kanton St. Gallen. Die Zeit ist auch geprägt von Entbehrungen, Hungersnot und Unwettern. In Flawil demonstrieren Menschen für Freiheit und Einheit.
Schulgeschichte
Die Erwähnung der Burgauer Winterschule beginnt im 17. Jahrhundert. Zwei Generationen Schulhäuser werden gebaut. Mit dem letzten „Schulmeister“ Werner Gehrig endet 2005 die Schulgeschichte mit der Schliessung der Schule.
Gründungen und Statuten
Vereinsleben und Genossenschaften beeinflussen im 19. Jahrhundert das Leben in Burgau. Zu den ältesten Betrieben im Kanton St. Gallen zählt die Käserei - gesellschaft.
Matthias Steiger gehört zu den Gründungs- mitgliedern der Korporation Burgau: Im Jahr 1825 2.then Mai wird beym Hirschen in Burgau von den Bürgern derselbst eine Gemeinde abgehalten, um eine Dorfverwaltung zu erwählen.
Eisenbahn und Uhrzeit
Um eine gleichmässige Regulierung der öffentlichen Uhren zu erzielen beschliesst der Gemeinderat Flawil 1854, dass man sich nach der Post- und Telegrafenuhr zu richten habe.
Die Bahn überbrückt 1855 die Glatt nahe bei Burgau. Der Weg von Burgau zur Brücke wird nach dem Irischen Mönch Columban benannt.
Gegenwart
Die seit 1988 alljährlich 24 beleuchteten Adventsfenster - und lärmende Kinder am Silvestermorgen gehören zu den Burgauer Traditionen.
So auch der 2005 gegründete Einwohnerverein mit vielseitigem und geselligen Angeboten von Anlässen tragen zum Wohle der dörflichen Gemeinschaft bei.